Im ersten Teil des heutigen Konzertes musiziert das ASO wieder einmal mit einem jungen Solisten, der direkt aus Amstetten stammt und der ein hierzulande eher selten zu hörendes Klavierkonzert interpretiert; nach der Pause stehen groß besetzte Orchesterwerke aus den Bereichen Film und Musical auf dem Programm.
Edvard Grieg – der wohl bekannteste Komponist Norwegens – gehörte derselben Generation romantischer Größen wie Dvorak und Tschaikowsky an. Er studierte in Leipzig, kehrte dann nach Bergen zurück und zog nach Kopenhagen (wo er seine Cousine Nina Hagerup heiratete; die einzige Tochter der beiden starb bereits mit einem Jahr an Meningitis), ehe er sich schließlich in Cristiana – dem heutigen Oslo – endgültig niederließ. Grieg gilt als Meister der Kleinformen – seine „Lyrischen Stücke“ für Klavier etwa sind wohl allgemein bekannt. Auch im Orchesterbereich gelangten mit den Peer-Gynt-Suiten und der Holberg-Suite ausschließlich kleinere Formen zu weiter Verbreitung; seine einzige vollendete Sinfonie (ein Jugendwerk) ist heute fast völlig vergessen, nicht zuletzt deshalb, weil sie Grieg selbst nicht besonders schätzte. Das Klavierkonzert in a-moll, das er als 25jähriger in dem Jahr, als seine Tochter Alexa geboren wurde, schrieb, blieb sein einziges Solokonzert.
Dieses Konzert ist zweifellos von Robert Schumanns Klavierkonzert, das Grieg in Leipzig – gespielt von Clara Schumann – kennenlernte, inspiriert. Sowohl die identische Tonart a-moll als auch der ähnliche Beginn mit herabstürzenden Klangkaskaden sind ein Hinweis darauf; Grieg war auch ein großer Bewunderer Schumanns. Darüber hinaus handelt es sich aber bei dem abwechslungs- und farbenreichen Werk um eine völlig eigenständige Komposition, bei der Grieg sich auch vom norwegischen Springtanz Halling inspirieren ließ, dessen Rhythmus im ersten und dritten Satz Verwendung findet. Das Klavierkonzert entstand bei einem Urlaubsaufenthalt im dänischen Sollerød; die sehr erfolgreiche Uraufführung fand am 3. 4. 1869 in Kopenhagen statt. Solist war der Pianist Edmund Neupert; Grieg konnte aufgrund von Verpflichtungen in Cristiana nicht anwesend sein. Als er ein Jahr später in Rom Franz Liszt traf, spielte dieser das Konzert und war sehr begeistert darüber, machte jedoch noch einige kompositorische Vorschläge dazu. Bis 1907 führte Grieg schließlich zumindest sieben Bearbeitungen des Konzertes durch.
1885 hielt Hugo Wolf das Werk gerade für gut genug, „Brillenschlangen in Träume zu lullen oder rhythmische Gefühle in abgerichteten Bären zu erwecken“ und befand es als „untauglich für den Konzertsaal“. Die Nachwelt teilte sein Urteil nicht. Auch wenn Griegs Klavierkonzert nicht allzu oft auf den Konzertprogrammen steht – wohl, weil es nicht zu den ganz großen seiner Gattung zählt -, so erfreut es sich bei den Zuhörern bis heute einer ungebrochenen Beliebtheit und Bewunderung.
Am Beginn des zweiten Konzertteiles sind drei Orchestersuiten mit der Musik zu sehr erfolgreichen Filmen zu hören, und zwar in der zeitlichen Reihenfolge ihrer Entstehung. Alle drei Filme gingen mit dem historischen Stoff, der ihnen zugrunde lag, sehr frei und in nicht wenigen Aspekten historisch falsch um. „Robin Hood“ spielt im Nottingham des ausgehenden 12. Jahrhunderts, „Pearl Harbor“ erzählt eine Dreiecksbeziehung vor dem Hintergrund des japanischen Angriffs auf die amerikanische Pazifikflotte im Jahre 1941, und „King Arthur“ ist eine Interpretation der – historisch nicht gesicherten – Sagengestalt des König Artus, der um 500 n. Chr. in Britannien gegen die eindringenden Angeln, Jüten und Sachsen erfolgreich gekämpft haben soll.
„The Sound of Music“ zählt zu den erfolgreichsten Musicals, die je am New Yorker Broadway gespielt wurden. Nach der Premiere am 16. 11. 1959 erreichte die Show 1443 Aufführungen; die Produktion, die dann ab 18. 5. 1961 in London gespielt wurde, stand sogar 2386mal am Programm. Es war die letzte gemeinsame Arbeit des Komponisten Richard Rodgers und des Librettisten Oscar Hammerstein II (1895-1960), zu der so erfolgreiche Musicals wie „Oklohoma“, „The King and I“ und „Carousel“ zählten. Rodgers war einer der bedeutendsten Komponisten der Musicalgeschichte; er ist einer von nur 12 Personen, die alle vier großen Preise der amerikanischen Unterhaltungsindustrie (Emmy, Grammy, Oscar und Tony Award) gewinnen konnten.
Grundlage für „The Sound of Music“ waren die Erinnerungen von Maria Augusta Trapp (1905-1987) und der mit ihr verbundenen Geschichte der aus Österreich stammenden „Trapp-Familie“, doch ging das Musical (wie auch mehrere deutsche und amerikanische Spielfilme) zum Teil sehr frei und in einzelnen Details auch stark verfälschend mit den historischen Fakten um; darum sei nachfolgend ein ganz kurzer Überblick über die wesentlichsten Grundlagen zum Mythos „Trapp-Familie“ gegeben.
Georg Ritter von Trapp stammte aus einer angesehenen österreichischen Marineoffiziersfamilie und wurde 1880 in Zara (Dalmatien) geboren. 1911 heiratete er Agathe Whitehead (die steinreiche Tochter des englischen Großindustriellen und U-Boot-Torpedoerfinders John Whitehead). 1922 verstarb Agathe nach der Geburt des siebenten Kindes; ein Jahr später erwarb Georg von Trapp ein gräfliches Anwesen in Aigen bei Salzburg. 1925 kam die aus Wien stammende Maria Augusta Kutschera, die im Benediktinerinnenkloster am Salzburger Nonnberg Aufsichtsperson war, als Hauslehrerin in die Trapp-Villa; 1927 wurde sie Trapps zweite Frau und gebar ihm noch drei weitere Kinder. Sie förderte das Singen in der Familie (Volkslieder und vierstimmige Madrigale waren damals eine Selbstverständlichkeit). Ab 1935 lenkte der Hausgeistliche, der aus dem Innviertel stammende Franz Wasner, die musikalischen Fähigkeiten der Kinder in professionelle Bahnen und wurde musikalischer Leiter des Familienchores. Das große Vermögen der Familie lag als Kapitalanlage auf einer Bank in Zell am See; die Bankbesitzerin veruntreute aber große Summen, sodass die Bank 1934 Konkurs anmelden musste (die Besitzerin beging in der Haft Selbstmord). Die Familie Trapp musste sich dadurch selbst um den Lebensunterhalt kümmern. So erfolgte der Beginn der Konzerttätigkeit als Familienchor - Georg von Trapp fand daran wenig Gefallen. Als er 1938 eine Einladung, zu Hitlers Geburtstag ein Ständchen zu singen, ablehnte, verstand er die Zeichen der Zeit und emigrierte mit seiner Familie in die USA, wo sie 15 Jahre lang (bis 1956) fast ununterbrochen auf Konzerttourneen unterwegs waren. Für die meisten Kinder der Familie (von den insgesamt zehn leben drei noch) war es keine besonders glückliche Zeit – Einsamkeit, fehlende Freunde, Ruhelosigkeit und Entwurzelung wirkten bei manchen bis ins hohe Alter nach. 1965 verkaufte Maria von Trapp die Buchrechte ihrer Lebensgeschichte für nur 9000 Dollar. Zum Vergleich: Der Hollywoodfilm „Sound of Music“ spielte 70 Millionen Dollar ein. Die Mitglieder der Trapp-Familie haben davon nie auch nur einen einzigen Dollar erhalten…
Die Filmmusiken zu den (bislang acht) „Krieg der Sterne“-Filmen machten John Williams weltberühmt; 1977 erhielt er dafür Oscar in der Kategorie „Beste Filmmusik“ (seinen zweiten von bislang vier Oscars). Die Liste seiner Filmmusiken ist fast unüberschaubar; darunter finden sich Werke wie „E. T.“, „Schindlers Liste“ und einige „Harry Potter“-Filme. Während die ersten beiden Stücke der „Star-Wars-Suite“ aus dem ersten „Krieg der Sterne“-Film („Eine Neue Hoffnung“) stammen, komponierte Williams den „Imperial March“ für den zweiten Film „Das Imperium schlägt zurück“. Während die anderen heute gespielten Filmmusiken über weite Strecken vergleichsweise einfach strukturiert sind, sich auf einen einfachen Klaviersatz zusammenfassen lassen und vor allem durch ihre Klangfarben und dynamischen Schattierungen wirken, ist „Star Wars“ eine ausgesprochen symphonische Filmmusik, in der John Williams zudem auch noch die Technik von Leitmotiven verwendet hat.
„I have always felt privileged to have had the opportunity to compose music for these landmark films, and the ongoing interest in the films and their music has continued to be one of my greatest joys.“
John Williams im Vorwort zur Neuausgabe der Star-Wars-Suite-Partitur
v. l. n. r.: Edvard Grieg, Michael Kamen, Hans Zimmer, Richard Rodgers, John Williams
Mike Pöschl
Michael (Mike) Pöschl wurde 1994 in Amstetten geboren und besuchte die Unterstufe am Gymnasium in Amstetten.
Im Alter von 12 Jahren begann er ohne Unterricht Klavier zu spielen, danach war er in der Musikschule in Amstetten bei Valentin Oman. Mike wechselte an das Adalbert Stifter Gymnasium in Linz, wo er auch 2013 maturierte. Dort bekam er seinen ersten klassischen Klavierunterricht. In dieser Schule hat er bei verschiedenen Musicalprojekten (u. a. „Der Zauberer von Oz“) mitgearbeitet, SängerInnen begleitet und im Fach Klavier mit der „Grande Sonate Pathétique“ von L. v. Beethoven maturiert.
Mike Pöschl studiert derzeit an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien im 7. Semester Instrumentalpädagogik Klavier-Klassik und wird von Antoinette van Zabner unterrichtet. Im März 2017 spielte er mit großem Erfolg beim Absolventenkonzert des BG/BRG Amstetten in der Pölz-Halle Richard Addinsells „Warschauer Konzert“ für Klavier und Orchester.