Amstettner Symphonieorchester



Frühlingskonzert 2006


Ausgehend von der Frühlingsthematik, die sich im Hauptwerk des Konzertes - der „Frühlingssinfonie“ von Robert Schumann - wiederfindet, stehen im ersten Teil zwei weitere Werke auf dem Programm, die sich (wie Schumanns Erstlingswerk auf dem Gebiet der Symphonik) durch eine eingängige und reichhaltige Melodik auszeichnen und sich daher schon immer beim Zuhörer einer großen Beliebtheit erfreut haben.

Gioacchino Rossini war Sohn eines Musikerehepaares; die Mutter war Opernsängerin, der Vater Dirigent und Hornist. Der junge Rossini erhielt nicht nur eine umfassende Ausbildung als Pianist, Sänger und Hornist sowie auf diversen Streichinstrumenten, er wurde auch früh mit allen Finessen des Opernbetriebes vertraut gemacht. Diese Einflüsse, sowie später auch das intensive Studium von den Opern Cimarosas, Haydns und Mozarts, haben ihren Niederschlag in einem unverwechselbaren Rossini-Stil gefunden: eingängige, zum Mitsingen animierende Themen und Motive, das stark besetzte, fröhlich-lärmende Schlagzeug, elegante Holzbläsersätze mit pikant punktierten Rhythmen und plappernden Tonrepetitionen, launige Streicher-Pizzicati, die auffallende Sympathie für Hornklänge und eine einzigartige, raffiniert ausgekostete Crescendo-Technik.
All diese Merkmale begegnen uns auch in der brillianten Ouvertüre zur 1817 in Mailand entstandenen Oper „Die diebische Elster“. Während viele seiner rund 40 Opern heute kaum mehr gespielt werden, haben zahlreiche Opernouvertüren losgelöst von ihrer ursprünglichen Funktion als Bühnenvorspiel als reine Orchesterstücke ihren Siegeszug durch die Konzertsäle angetreten; so auch das heute zu hörende, ca. 10 Minuten dauernde Werk.

In vielen Einzelheiten bis heute ungeklärt ist die Entstehungsgeschichte der fast halbstündigen Sinfonia concertante in Es-Dur für vier Bläser und Orchester von Wolfgang Amadeus Mozart.
Mozart kam - gemeinsam mit seiner Mutter - am 23.3.1778 nach fast 10tägiger Reise aus Mannheim kommend in Paris an. Es war sein 3. Aufenthalt in dieser Stadt, der bis in den Herbst desselben Jahres dauern sollte und vom Tode seiner Mutter überschattet wurde. War Mozart bei seinen ersten Paris-Aufenthalten zwischen 1763 und 1765 als sensationelles Wunderkind bestaunt worden, so stieß er als junger Mann bei den Parisern jetzt weitgehend auf Desinteresse und konnte trotz bester Beziehungen und erfolgreichem Auftreten (wie schon im Winter zuvor in München und Mannheim) nicht Fuß fassen.
In Paris weilten zahlreiche Musikerkollegen aus Mannheim, darunter vier der besten Bläser ihrer Zeit: der Flötist Johann Baptist Wendling, der Oboist Friedrich Ramm, der Fagottist Georg Wenzel Ritter und der Hornist Johann Wenzel Stich, genannt „Punto“. Sie stellten für Mozart auch eine nützliche Verbindung mit dem Direktor der „Concerts spirituels“, Jean Le Gros, her.
Mozart schrieb am 5.4.1778 an seinen Vater, dass er für die vier Bläser „eine sinfonia concertante machen“ werde. Einen Monat später ist in seinem Brief zu lesen: „Ich habe die Sinfonie machen müssen, in gröster Eyl, habe mich sehr befliessen, und die 4 Concertanten“ - also die 4 Solobläser - „waren und sind noch ganz darein verliebt“. Gleichzeitig erfährt sein Vater aber auch: „Mit der Sinfonia concertante hat es wieder ein Hickl-hackl…..ich hab halt hier auch wieder meine Feinde, wo habe ich sie aber nicht gehabt ?“ Mozart hatte Le Gros die Partitur zum Abschreiben gegeben; dieser ließ sie jedoch - zu Mozarts größtem Ärger - mit betonter Hartnäckigkeit liegen, bis sich das virtuose Quartett schließlich verlaufen hatte. Noch am 9.Juli - kurz nach dem Tod seiner Mutter - klagte Mozart: „Es ist schade, dass er sie nicht aufgeführt hat…..nun hat er aber die Gelegenheit nicht mehr so. Wo sind allzeit so 4 Leute beisamm ?“
Le Gros scheint brauchbare Kompositionen gerne - sozusagen auf Vorrat - bei sich zurückgehalten zu haben. In Mozarts letztem Brief an den Vater vor seiner Rückreise nach Salzburg im Oktober 1778 erfahren wir, dass Mozart aus Paris außer Sonaten nichts Fertiges mitbringen wird, „denn die 2 Ouvertüren und Sinfonie Concertante hat mir der Le Gros abgekauft.“ Aber: „Er (Le Gros) meint, er hat es allein, es ist aber nicht wahr; ich hab sie noch frisch in meinem Kopf und werde sie, sobald ich nachhause komme, wieder aufsetzen“. Mozart hat diese Absicht nie ausgeführt; die Originalfassung ist wohl nie gespielt worden, und die autographe Partitur ist bis heute verschollen.
Wie die heute bekannte Fassung (mit veränderter Instrumentation: Klarinette statt Flöte) entstanden ist, ob das in Paris an Le Gros übergebene Werk die Vorlage war bzw. ob die heute gespielte Sinfonia concertante überhaupt von Mozart ist, ist weitgehend ungeklärt; unter Musikwissenschaftlern finden sich dazu stark divergierende Ansichten.
Vieles spricht dafür, dass die Hauptsubstanz sehr wohl von Mozart selbst stammt und auf das Pariser Original von 1778 zurückggeht - so die echt Mozartsche Eleganz und Melodienbildung, die Themenverarbeitung, aber auch der brilliante Satz der Klarinettenstimme. Dennoch erscheint es unwahrscheinlich, dass Mozart selbst nach seiner Rückkehr nach Salzburg das Werk aus dem Gedächtnis niederschrieb und für Klarinette umgearbeitet hat, weil sich auch zahlreiche Stellen finden, die - v. a. hinsichtlich formaler und proportionaler Aspekte - Mozart so wohl nicht komponiert hätte und bei denen das kompositorische Können des Autors zwar gute Handwerkskunst, aber nicht die für Mozart typische Genialität aufweist.
So ist die Fassung der Sinfonia concertante, die uns erhalten geblieben ist, am ehesten eine - wohl erst nach Mozarts Tod erfolgte - Bearbeitung seiner damals noch vorhandenen Pariser Partitur. Dass auch diese Bearbeitung ein wunderbares Werk darstellt, lässt erst den Wert des - wahrscheinlich verlorengegangenen - Autographs schmerzlich erkennen.

Die Skizze zur 1. Sinfonie von Robert Schumann (Spieldauer: ca. 33 Minuten) entstand in nur vier Tagen zwischen dem 23. und 26. Jänner 1841; nicht einmal vier Wochen später war die Partitur bereits vollendet. Das Werk fiel in die glücklichste Zeit von Schumanns Leben, als der Hausstand mit seiner Frau Klara gerade gegründet war. Der Charakter der unbeschwerten Fröhlichkeit und Heiterkeit durchzieht denn auch das ganze Werk. „Die Symphonie hat mir viele glückliche Stunden bereitet. Dankbar bin ich oft dem guten Geist, der mir ein so großes Werk so leicht, in so kurzer Zeit geraten lässt“, schrieb Schumann in sein Tagebuch.
Nach eigenen Worten gewann er den ersten Impuls zur Komposition durch ein Gedicht des Poeten Adolf Böttger, in dem Schumann die Zeile „Im Tale zieht der Frühling auf“ fand. Das am Beginn des Werkes von Trompeten und Hörnern intonierte und später auch als Hauptthema des schnellen Teiles des 1. Satzes vorgetragene Motiv ist als Deklamation dieser Verszeile zu verstehen. Die Bezeichnung „Frühlingssinfonie“ stammt von Schumann selbst. Dennoch wäre es falsch, das Werk in die Nähe von Programmmusik zu stellen. „Schildern, malen wollte ich nicht“, schrieb Schumann an seinen Komponistenkollegen und Freund Louis Spohr. Deshalb wurden wohl auch die auf dem Titelblatt des Autographs stehenden Satzüberschriften „Frühlingsbeginn“, „Abend“, „Frohe Gesellen“ und „Voller Frühling“ aus Sorge vor missverständlichen Deutungen vor der Drucklegung gestrichen.
Die Uraufführung, bei der Felix Mendelssohn-Bartholdy am Dirigentenpult stand, brachte überwiegend sehr reservierte Kritiken hervor. Schumann selbst war mit dem Erfolg seines sinfonischen Erstlingswerkes dennoch sehr zufrieden; die Sinfonie fand auch in der Folge durch Aufführungen u. a. in Weimar, Hamburg, Berlin und Rotterdam eine sehr schnelle Verbreitung.


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