Beethoven-Matinee
Das Programm des heutigen Konzertes war für das Beethoven-Jahr 2021 gedacht und wird aufgrund des coronabedingten Ausfalls des Herbstkonzertes im Vorjahr heuer in unveränderter Zusammenstellung nachgeholt.
Die schwungvolle, vergleichsweise kurze Ouvertüre „Die Geschöpfe des Prometheus“ war ein Kompositionsauftrag des gefeierten Tänzers und Choreographen Salvatore Viganó, der im Jahre 1800 die Wiener Ballett-Compagnie leitete und mit seinem kühnen Stil eine neue Epoche des Tanzes in der Kaiserstadt einläutete. Für seine dritte Wiener Produktion mit dem Titel „Die Geschöpfe des Prometheus“ (die Geschichte der Erschaffung und geistigen Erweckung des ersten Menschenpaares) beauftragte er Beethoven, dazu eine entsprechende Ballettmusik zu schreiben, die letztendlich 16 Nummern umfasste. Die Ouvertüre hat sich dabei bis heute als vom Ballett unabhängiges, eigenständiges Konzertstück etablieren können. In ihr finden sich auch Anklänge an die unmittelbar davor komponierte 1. Sinfonie. So beginnen beide in ihrer langsamen Einleitung mit einem (unaufgelösten) Sekundakkord - für die damalige Zeit eine ungewöhnliche Eröffnung eines Musikstückes.
Das Klavierkonzert Nr. 1 in C-Dur ist genaugenommen Beethovens 3. Klavierkonzert. Schon als 14jähriger hatte der damals noch in Bonn lebende Beethoven ein Klavierkonzert in Es-Dur (von dem kaum mehr als der Solopart erhalten geblieben ist) komponiert, und ebenfalls noch in Bonn entstand 1790 die erste Fassung des (heute als Nr. 2 geführten) B-Dur-Konzertes (das seine endgültige - vierte - Gestalt erst 1798 erhielt). Mit 22 Jahren kam Beethoven 1792 nach Wien, um bei Joseph Haydn Unterricht zu nehmen. Hier komponierte er dann 1795 die Erstfassung des heute zu hörenden C-Dur-Konzertes, die Beethoven erstmals am 29. 3. 1795 im Wiener-Hofburgtheater als „Pausen-Einlage“ zwischen Teilen eines Oratoriums aufführte. In einer Kritik der Wiener Zeitung hieß es: „Zum Zwischenspiel hat am ersten Abend der berühmte Herr Ludwig van Beethoven mit einem von ihm selbst verfassten ganz neuen Konzerte auf dem Pianoforte den ungeteilten Beifall des Publikums geerntet“; und Carl Czerny schrieb: „Sein Spiel war…geistreich, großartig und besonders im Adagio höchst gefühlvoll und romantisch. Sein Vortrag war, so wie seine Kompositionen, ein Tongemälde höherer Art…„“
Das C-Dur-Konzert ist umfangreicher und auch wesentlich üppiger orchestriert (u. a. mit Klarinetten, Trompeten und Pauken) als die beiden Vorgängerkonzerte (was sich u. a. in der umfangreichen Orchestereinleitung zum 1. Satz zeigt). Das Werk ist ein Zeugnis früher Beethovenscher Schaffens- und Ausdruckskraft mit drei kompositorisch gleichwertigen Sätzen. Beethoven arbeitete insgesamt fünf Jahre an dem Werk (das seiner Schülerin Babette Gräfin von Keglevich de Buzin gewidmet ist). Die letztgültige Fassung gelangte am 2. 4. 1800 im Wiener Burgtheater zur Uraufführung. Angeblich soll Beethoven dabei das Konzert auswendig in Cis-Dur gespielt haben, da er kurz vor dem Beginn des Konzertes bemerkt haben soll, dass das Klavier um einen Halbton zu tief gestimmt gewesen wäre.
Die endgültige Niederschrift der zunächst an vielen Stellen frei improvisierten Solostimme erfolgte dann erst ein Jahr später anlässlich der Drucklegung des Werkes. Da das C-Dur-Konzert früher im Druck erschien als das (früher entstandene) B-Dur-Konzert (und da das Jugendwerk aus dem Jahre 1784 nicht in die Liste seiner „echten Klavierkonzerte“ aufgenommen wurde), erhielt es die Nummer 1 unter den Beethovenschen Klavierkonzerten.
Acht Jahre nach der Drucklegung (1809) komponierte Beethoven drei Kadenzen für den Schluss des ersten Satzes - von diesen ist heute die dritte (und umfangreichste) zu hören.
Seine 4. Sinfonie in B-Dur führt im heutigen Konzertleben eine Art Schattendasein - ganz im Gegensatz zu den Verhältnissen zu Beethovens Lebzeiten. Das dem Grafen von Opperndorf gewidmete Werk, das zwischen den beiden - heute viel häufiger gespielten - Sinfonien Nr. 3 („Eroica“) und Nr. 5 („Schicksalssinfonie“) entstanden ist, wurde bei der öffentlichen Uraufführung am 15. 11. 1807 (im März desselben Jahres hatte bereits die private Uraufführung in der Wohnung des Fürsten Lobkowitz stattgefunden) mit großer Begeisterung aufgenommen (im Gegensatz zur „Eroica“). Auch in den folgenden Jahrzehnten wurde die Sinfonie oft gespielt und büßte nichts von ihrer Beliebtheit ein. Robert Schumann etwa bezeichnete das Werk als die „romantischste“ aller Beethoven-Sinfonien und charakterisierte sie als eine „griechisch schlanke Maid zwischen zwei Nordlandriesen“ (gemeint sind die 3. und 5. Sinfonie).
Ignaz von Seyfried beschrieb Beethoven im Jahr der Entstehung der 4. Sinfonie als „heiter, zu jedem Scherz aufgelegt, frohsinnig, munter, lebenslustig, witzig, nicht selten satirisch“. Diese glückliche Stimmung spiegelt sich im Charakter der Sinfonie wider, die fast durchwegs freundliche, helle und heitere Klangfarben zeigt, und bei der an manchen Stellen eine rokokohafte Verspieltheit zutage tritt. Diesem Gesamtbild völlig zuwider läuft nur die langsame Einleitung zum ersten Satz, die in düsterem b-moll steht, und deren zielloses Herumirren durch Tonarten, die keinerlei Bezug zur Grundtonart haben, sich in dieser Form in keiner anderen Sinfonie findet. Dieser Prolog zur Sinfonie verdeutlicht aber auch Beethovens kompositorische Experimentierfreude und ist ein Beispiel für den besonderen Genius des Meisters.
Ludwig van Beethoven
Thomas Schnabel
Neben seiner naturwissenschaftlichen Ausbildung (Biologie, Paläontologie) Studium der Fächer Klavier, Gesang, Fagott und Musikpädagogik an der Musikhochschule Wien. Seit 1987 Organist in der Pfarrkirche Zell/Ybbs, von 1989-2021 war er Leiter des dortigen Kirchenchores. Mit diesem Chor über 1000 Aufführungen und Erarbeitung eines Repertoires von über 400 Kirchenmusikwerken von der Gregorianik bis zur Moderne. Unter seiner Leitung wurden auch über 50 Werke der Waidhofener Komponisten Heimo Freunthaller und Peter Richter uraufgeführt.
Seit 1993 Assistent und Korrepetitor beim Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. In dieser Funktion Zusammenarbeit mit zahlreichen namhaften Dirigenten (u. a. Riccardo Muti, Seiji Ozawa, Zubin Mehta, Pierre Boulez, Nikolaus Harnoncourt, Mariss Jansons, Sir Simon Rattle, Franz Welser-Möst, Christian Thielemann) und führenden Sängern (u. a. Thomas Quasthoff, Marjana Lipovsek, Waltraud Meier, Krassimira Stoyanowa). Konzertreisen mit diesem Chor, bei dem er in über 330 Konzerten als Tenor eine große Bandbreite der Chor-/Orchesterliteratur gesungen hat, führten ihn in zahlreiche Länder Europas sowie nach Japan und China, verbunden mit Auftritten bei wichtigen internationalen Festivals; Mitwirkung bei zahlreichen CD- und DVD-Aufnahmen mit dem Wiener Singverein.
Seit 1997 unterrichtet er am Bundesgymnasium Amstetten in den Fachbereichen Biologie, Astronomie, Physik, Chemie und Musik; in der Erwachsenenbildung ist er mit regelmäßigen Vorträgen insbesondere im Bereich der Astrophysik tätig.
Rege Konzerttätigkeit als Dirigent, Pianist, Sänger, Fagottist und Organist. Tätigkeit im Orchesterbereich als Leiter des Orchesters des Bundesgymnasiums Amstetten sowie als Fagottist im Amstettner Symphonieorchester, mit dem er im Herbst 2003 auch als Solist das Klavierkonzert KV 467 von W. A. Mozart musizierte. Mit seiner Frau Eva und Musikerinnen aus dem Amstettner Symphonieorchester gibt er auch regelmäßig Kammermusikabende. Zahlreiche Orgelkonzerte, so in den letzten Jahren u. a. in der Pe-terskirche in Wien, am Sonntagberg und an der Egedacher-Orgel im Stift Zwettl. Für das Orchester des BG/BRG Amstetten hat er rund 50 Arrangements sowie mehrere Kompositionen geschrieben.
Seit Herbst 2004 künstlerischer Leiter des Amstettner Symphonieorchesters, mit dem er seitdem in 70 Konzerten 140 verschiedene Werke aufgeführt hat. Kulturpreisträger 2010 der Stadt Amstetten. 2009 gründete er das Streicherensemble „Saitenstreiche“. Für diverse Kulturveranstaltungen besteht seit 2012 eine künstlerische Zusammenarbeit mit der Schauspielerin Chris Pichler; seit 2014 eine mit dem „Coro Danubio“ aus Grein.
Im März 2012 dirigierte er im Brucknerhaus Linz das Linzer Konzertvereinsorchester bei einem Konzert mit Werken von Humperdinck, Vieuxtemps und Smetana. Im November 2017 übernahm er bei einem Konzert des Wiener Singvereins in der Hitomi-Memorial-Hall in Tokyo bei der Aufführung des „Deutschen Requiems“ von Johannes Brahms in der Fassung für Chor, Klavier zu 4 Händen und Pauke eine der beiden Klaviersolopartien. Im Februar 2020 wirkte er als Klaviersolist bei einem Konzert des Wiener Singvereins im Großen Musikvereinssaal in Wien mit.