„La donna e mobile“
oder: Die Vielfältigkeit in der Charakterisierung von Frauenfiguren in der Musik.
Die Lustige
Otto Nicolai - Ouvertüre zur Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“
Die junge kapriziöse Frau Fluth und ihre Nachbarin, Frau Reich, stellen mit Entrüstung fest, dass sie beide vom dem dicken Ritter Sir John Falstaff Liebesbriefe gleichlautenden Inhaltes bekommen haben. So will er in die Gesellschaft zweier schöner Frauen kommen, die noch dazu reiche (aber eifersüchtige) Ehemänner haben. Sie beschließen, ihre Frauenehre an dem lüsternen Alten zu rächen, indem sie scheinbar auf sein Begehren eingehen, um ihn dann tüchtig auslachen zu können, wenn er in ihre Falle zappelt. Nicolais komisch-phantastische Oper nach dem gleichnamigen Lustspiel von William Shakespeare ist voll von schwungvollen melodischen Einfällen, die schon die Ouvertüre zu einem herausragenden und beliebten Stück der Opernliteratur gemacht haben.
Die Listige
Otto Nicolai - Rezitativ und Arie der Frau Fluth „Nun eilt herbei“ aus der Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“
Frau Fluth beabsichtigt, auch ihrem Gatten für seine ewige Eifersucht eine Lektion zu erteilen. Nachdem sie sie in der Arie ihre Verdrossenheit mit Männern im Allgemeinen artikuliert, wird Falstaff bei ihr erscheinen, aber kurz darauf auch Herr Fluth wutschnaubend im Haus auftauchen – ein Briefchen, das ihm Frau Reich zukommen ließ, hat ihm die Anwesenheit eines Liebhabers bei seiner Frau angezeigt. Doch die beiden listigen Frauen haben vorgesorgt – Falstaff wird von ihnen rechtzeitig in einen großen Wäschekorb gesteckt und – vor den Augen von Herrn Fluth – fortgeschafft; mit dem Auftrag, seinen Inhalt sofort in die Themse zu entleeren. Die Durchsuchung des Hauses nach dem Liebhaber bleibt nun ergebnislos, und Herr Fluth muss seine Frau, die sich tief gekränkt zeigt, reumütig um Verzeihung bitten. Otto Nicolai arbeitete an dem Werk mit Feuereifer; durch seine vielen Verpflichtungen brauchte er aber länger als vorgesehen, sodass der Wiener Hofoperndirektor Balochino unter verschiedenen Ausflüchten die Annahme des Werkes Ende 1846 ablehnte. Nicolai war so gekränkt, dass er daraufhin seine Stellung in Wien aufgab, wo er sich am 1. April 1847 in einem Philharmonischen Konzert mit Bruchstücken aus den „Lustigen Weibern“ verabschiedete. Erst nach seinem Stellungsantritt in Berlin nahm er die Arbeit an der Oper wieder auf und vollendete diese im Revolutionsjahr 1848.
Die Tochter
Giacomo Puccini - Arie der Lauretta „O mio babbino caro“ aus der Oper „Gianni Schicchi“
Rinuccio findet das Testament des alten, reichen Donati, der soeben verstorben ist. Er will es aber nur herausgeben, wenn seine Tante nichts gegen seine Heirat mit Lauretta einzuwenden verspricht. Dies wird ihm schnell zugebilligt und dann das Testament geöffnet. Entsetzt erkennen die Verwandten Donatis, dass der Alte seinen ganzen Besitz einem Kloster überschrieben hat. Man beschließt, Gianni Schicchi, den Vater Laurettas, um Rat zu bitten, obwohl er der Familie nicht fein genug ist. Schicchi lässt sich endlich auf Laurettas Bitten hin bewegen, zu helfen. Er legt sich, als Buoso Donati verkleidet, in das Bett des Verstorbenen, der in ein anderes Zimmer gebracht wird, und diktiert einem herbeigeholten Notar und zwei Zeugen ein neues Testament, das alle Angehörigen erben lässt – das Beste - die Mühlen von Signa, das Stadthaus und die Maultiere - hinterlässt er dabei aber sich selbst. In der Arie „O mio babbino“ bringt Lauretta ihrem Vater ihre große Liebe zu dem jungen Rinuccio zum Ausdruck, die so weit geht, dass sie sich sogar zum Ertrinken in den Fluss Arno stürzen würde, falls sie nicht in Erfüllung geht. Puccinis „Gianni Schicchi“ ist neben „Il tabarro“ und „Suor Angelica“ der dritte Einakter, der einen Teil des Opernzyklusses „Il trittico“ („Das Triptychon“) bildet.
Die Standhafte
Friedrich Smetana - Furiant aus der Oper „Die verkaufte Braut“
Marie, Tochter eines Bauernehepaares, liebt den aus der Ferne zugewanderten Knecht Hans, dessen Herkunft niemand kennt. Nun soll sie sich aber auf Wunsch der Eltern mit Wenzel, dem reichen, aber einfältigen (und stotternden) Sohn des auswärtigen Grundbesitzers Micha, den sie im Übrigen gar nicht kennt, verheiraten. Marie verspricht Hans aber, ihm treu zu bleiben, was immer da kommen mag. Ein geschwätziger Heiratsvermittler tritt auf – er preist die Vorzüge des von ihm vermittelten Wenzel und erinnert Maries Vater an sein an Micha gegebenes Versprechen, Marie dessen Sohn zur Frau zu geben. Als Marie hinzukommt, versichert sie nochmals, ihrem Hans treu zu bleiben, und erklärt das Schriftstück, in dem die beiden Väter die Ehe ihrer Kinder vereinbart haben, für ungültig. Der „Furiant“ – ein Tanz mit wechselndem Rhythmus (Zwiefacher), der eine derbe Wirtshausszene der Bauern des Dorfes begleitet, war nicht ursprünglich Bestandteil der Oper, sondern wurde von Smetana für eine geplante – aber dann doch nicht zustande gekommene – Aufführung in Paris nachkomponiert und gehört seitdem zur endgültigen Gestalt der wohl populärsten tschechischen Nationaloper.
Die Freundin
Carl Maria von Weber - Romanze und Arie der Ännchen „Einst träumte meiner sel´gen Base“ aus der Oper „Der Freischütz“
Max liebt Agathe, die Tochter des Erbförsters. Um sie heiraten zu können, muss er aber – nach altem Brauch – einen erfolgreichen Probeschuss abgeben. Nachdem er wochenlang nichts getroffen hat und auch beim Preisschießen leer ausgegangen ist, lässt er sich von seinem Jagdkollegen Kaspar überreden, in der Wolfsschlucht mit Hilfe Samiels – des Teufels – Freikugeln zu gießen. Agathe weiß davon nichts, aber sie ist beunruhigt und hat böse Vorahnungen – so ist das Bild des Urvaters Cuno heruntergefallen und hat sie verletzt. Am Morgen des Probeschusses – Agathe ist schon im Brautkleid – versucht Ännchen, Agathes junge Verwandte und Freundin, sie mit einer Gruselgeschichte, in der sich das Ungeheuer als der Kettenhund Nero herausstellt, aufzuheitern. Webers Meisterwerk wird als die erste große deutsche romantische Oper, die in der Weiterentwicklung von Mozarts „Zauberflöte“ und Beethovens „Fidelio“ steht, angesehen. Die Romanze und Arie der Ännchen war ursprünglich nicht enthalten; sie wurde erst kurz vor der Uraufführung auf Bitten der ersten Darstellerin der Ännchen (Johanna Eunike) nachkomponiert.
Die Betrogene
Wolfgang Amadeus Mozart - Cavatina der Rosina „Porgi amor“ aus der Oper „Le nozze di Figaro“
Der einstige Barbier Figaro hat eine Stellung als Kammerdiener des Grafen Almaviva angetreten. Er ist mit Susanna, der Kammerzofe der Gräfin Rosina, verlobt. Die Liebe des Schlossherrn zu Rosina ist mittlerweile erkaltet, dafür ist er umso eifriger hinter allen jungen Mädchen her. Er hat dem jungen Paar (Figaro und Susanna) als Schlafzimmer einen Raum im Herrschaftstrakt des Schlosses zur Verfügung gestellt – angeblich, um es stets zur Bedienung in der Nähe zu haben, in Wirklichkeit aber mit dem Hintergedanken, rasch und unbemerkt zu Susanna schlüpfen zu können, wenn Figaro abwesend ist. Rosina beklagt in ihrer Cavatina am Beginn des 2. Aktes die Untreue des Grafen mit eindringlichen Worten (in einer freien Übersetzung: „Hör mein Flehn, o Gott der Liebe, hab' Erbarmen mit meiner Not, gib mir meinen Gatten wieder oder sende mir den Tod!“). Mozarts „Figaros Hochzeit“ ist eine Opera buffa seiner höchsten Reifezeit. Die Arbeiten an dem Werk erfuhren Störungen durch Intrigen seitens Mozarts Gegnern, die erst durch das Eingreifen des Kaisers zum Schweigen gebracht werden konnten. Der Erfolg der Uraufführung war dermaßen außerordentlich, dass fast jede Nummer wiederholt werden musste. Schließlich musste der Kaiser nochmals eingreifen: Um die Vorstellungen nicht endlos auszudehnen, durften ab dem 10. Spieltag keine Ensemblesätze mehr wiederholt werden.
Die Betende
Engelbert Humperdinck - „Abendsegen“ (Überleitung zum 3. Akt) aus der Oper „Hänsel und Gretel“
Hänsel und Gretel, die von ihrer zürnenden Mutter in den Wald geschickt worden sind, um Erdbeeren fürs Abendessen zu holen, haben im Wald die Erdbeeren, die sie gepflückt haben und heimbringen sollten, selbst verspeist und mit allerlei Schabernack die Zeit vergessen. In der Dämmerung haben sie sich verirrt, und schließlich müssen sie im Wald übernachten. Das Sandmännchen streut ihnen Sand in die Augen, und schließlich beten sie – vor dem Einschlafen – den Abendsegen. Im nachfolgenden Traum erscheinen ihnen vierzehn Engel, die sie behüten und sicher zum nächsten Morgen geleiten. Die Verfasserin der feinfühligen Dichtung mit ihrer natürlichen und doch poetischen Diktion war Humperdincks Schwester Adelheid Wette; sie veränderte mit ihrem intuitiven Blick für die Bühnenwirkung gegenüber der Grimm´schen Märchenvorlage manche Handlungsdetails in geschickter Weise.
Die Hexe
Engelbert Humperdinck - „Hexenritt“ (Überleitung zum 2. Akt) aus der Oper „Hänsel und Gretel“
Hänsel und Gretel wurden von ihrer Mutter in den Wald am Ilsenstein geschickt, um Erdbeeren für das Abendessen zu pflücken. Als der Vater – ein Besenbinder - heimkommt, erzählt er ihr zunächst von den guten Geschäften, die er an diesem Tag gemacht hat. Dann bemerkt er jedoch, dass die Kinder nicht zu Hause sind, und auf die Nachfrage, wo sie denn seien, erzählt ihm seine Frau, dass sie die beiden in den Wald geschickt habe. Der Vater fährt erschrocken auf und erzählt ihr, dass in dem Wald die böse Knusperhexe wohne. In drastischen Worten stellt er dar, was die Hexe mit den Kindern anstellen könnte, und von Furcht und Angst gepackt, läuft zunächst die Mutter aus dem Haus, und dann auch der Vater – mit den Worten: „Wir wollen ja beide zum Hexenritt!“ -, um die Kinder im Wald zu suchen. Daran schließt sich die pompöse orchestrale Überleitung zum zweiten Bild der Oper an. Humperdincks Werk stellt einen überragenden Gipfel in der Produktion der Wagner-Epigonen – und zugleich ein wirksames Gegengewicht zum zu dieser Zeit immer erfolgreicher werdenden Verismo – dar. Mit meisterhafter Instrumentierungskunst zeichnete er ein farbenprächtiges Klangbild, das dem der Wagner- (und später der Strauss-)Opern an Qualität und Schönheit um nichts nachsteht. Richard Strauss war es auch, der die – höchst erfolgreiche – Uraufführung der Oper in Weimar dirigierte.
Die Verliebte
Gioachino Rossini - Cavatina der Rosina „Una voce poco fa“ aus der Oper „Il barbiere di Seviglia“
Rosina ist in einen Mann verliebt, den sie nur unter dem Namen „Lindoro“ kennt, der aber in Wahrheit der begüterte Graf Almaviva ist. Seine Verstellung hat zwei Gründe: Zum einen will er nicht, dass sie ihn wegen seines Namens heiratet – er will zunächst ihre aufrichtige und uneigennützige Liebe feststellen -, zum anderen hat er vor, den geldgierigen Dr. Bartolo – der Rosinas Vormund ist – zu täuschen, denn dieser ist selbst bemüht, Rosina zu heiraten, um an ihre reiche Erbschaft zu kommen. Während der berühmten Cavatina „Una voce poco fa“ besingt Rosina ihre Liebe zu „Lindoro“ und schreibt unterdessen an einem Liebesbrief an ihn. Da Rossini die Oper vertragsgemäß innerhalb von nur etwa eineinhalb Monaten fertigzustellen hatte, verwendete er zahlreiches Material aus früheren Stücken. Das Werk wurde zunächst unter dem Titel „Almaviva osia Linutile prezauzione“ veröffentlicht, um die Anhänger des Komponisten Giovanni Paisello, dessen „Il barbiere di Siviglia“ zu dieser Zeit äußerst populär war, zu besänftigen – sie sahen in Rossinis Oper ein Konkurrenzwerk (und pfiffen es bei der Uraufführung auch dementsprechend aus). In der Folgezeit wurde das Werk vielfach bearbeitet (und entstellt) – so wurden die Rezitative durch gesprochene Teile ersetzt und die Rolle der Rosina in die Sopranlage transponiert. Erst 1969 wurde die erste kritische Ausgabe veröffentlicht, die die Originalpartitur weitgehend wiederherstellte.
Die Leidenschaftliche
Georges Bizet - Zwei Orchesterstücke aus der Oper „Carmen“ (1875): Habanera und
Seguedille
Der heißblütigen und leidenschaftlichen Zigeunerin Carmen liegen alle Männer anbetend zu Füßen. In der Habanera singt sie von der Unberechenbarkeit der Liebe („Die Liebe ist ein widerspenstiger Vogel, den keiner zähmen kann“), Als Carmen bei einem Streit unter den Arbeiterinnen in einer Zigarettenfabrik ein Mädchen mit einem Messer verletzt, wird sie vom Sergeanten Don José, der das Bauernmädchen Micaela liebt, abgeführt. Bald hat Carmen den Sergeanten aber so betört, dass José sie während des Abführens entwischen lässt, wofür er eine Arreststrafe erhält. In der Schenke von Lillas Pastia – einem Absteigequartier von Schmugglern - amüsieren sich Sevillas Lebemänner bei Wein und dem Tanz der Seguedille mit den Zigeunermädchen. José schließt sich dort nach seiner Haftentlassung den Schmugglern an, doch Carmens Liebe währt nie lange, und ihre Leidenschaft für den weichen José verraucht umso schneller, als sich zeigt, dass dieser sich für das Schmuggelhandwerk nicht eignet. Carmens Leidenschaft hat sich inzwischen dem erfolgreichen Stierkämpfer Escamillo zugewandt, und Josés Eifersucht steigert sich letztendlich so weit, dass er Carmen – nachdem sie sein Flehen, ihm zu folgen und mit ihm ein neues Leben anzufangen – in der Arena ersticht. Bizets Oper wurde zunächst sehr kühl aufgenommen – die anstrengenden Proben (und der Misserfolg) hatten den herzkranken Komponisten so sehr geschwächt, dass er drei Monate nach der Uraufführung starb. Erst nach der deutschsprachigen Erstaufführung in Wien im Oktober 1875 trat „Carmen“ ihren Siegeszug an – in Paris war sie aber erst 1883, fast acht Jahre nach Bizets Tod, wieder zu hören.
Die Verführerin
Emmerich Kálmán - Arie der Sylva „Heija in den Bergen“ aus der Operette „Die Czardasfürstin“
Sylva Varescu, eine schöne, erfolgreiche und verführerische Chansonniere, die mit ihrer Sopranstimme die Attraktion eines Budapester Nachtclubs ist, träumt von einer Karriere in Amerika. In ihrem Theater-Varieté bietet sie mit ihren Damen ungarische Folklore an, wobei sie vornehmlich den Czárdás pflegt. Bei ihrem Auftrittslied besingt sie ihre ungarische Heimat. Kálmáns Operette wurde später auch in den USA ein Welterfolg, nicht zuletzt deshalb, weil es ihm – als Meister der „Silbernen Operettenära“ – gelungen war, ungarisches Temperament sowie die Folklore seiner Heimat geschickt zu verweben und einen großen Einfallsreichtum an zündenden Melodien beizusteuern.
Die Sinnliche
Franz Lehár - Arie der Giuditta „Meine Lippen küssen so heiß“ aus der Operette „Giuditta“
Giuditta ist mit einem älteren Mann verheiratet und langweilt sich in ihrer Ehe, die ihr keinen Spielraum für ihr feuriges Temperament gibt. Als ihr der junge Offizier Octavio begegnet, verlässt sie ihren Mann und zieht mit Octavio nach Libyen. Das Glück währt aber nicht lange, denn Octavio erhält einen Einberufungsbefehl, dem er auch Folge leistet (obwohl ihm Giuditta droht, auf ihn nicht zu warten, wenn er sie jetzt verlässt). Danach erhält sie eine Stelle als Tänzerin in einem Nachtlokal in Tripolis, wo sie ein ausschweifendes Leben mit zahlreichen Männerbekanntschaften führt (und wo sie auch die Arie „Meine Lippen küssen so heiß“ singt). Nachdem Octavio seine Laufbahn beendet hat und wieder um Giudittas Gunst anhält, verschmäht sie ihn. Fünf Jahre später begegnen sie sich nochmals in einem Lokal, wobei nun Giudittas Liebe zu ihm aufs Neue entbrennt, doch diesmal ist es Octavio, der nichts mehr von ihr wissen will. Lehars letzte Operette beinhaltet bereits Elemente der „Großen Oper“ (etwa den Schluss, der kein „Happy End“ darstellt), ohne aber eine solche zu sein. Das Stück, das an der Wiener Staatsoper uraufgeführt wurde (Staatsoperndirektor Clemens Krauss versuchte die Uraufführung einer Operette an seinem Haus zu verhindern, doch die Staatsoper brauchte Geld, und so musste er sich dem wirtschaftlichen Diktat – die Uraufführung von Lehars Werk versprach viel Publikum – beugen), war nicht nur Lehars letzte Operette, sondern wohl auch Abgesang und Schlusspunkt einer ganzen Ära.
Die Treue und Wartende (Solveijg)
Edvard Grieg - Ausschnitte aus der Schauspielmusik zu Ibsens „Peer Gynt“ op. 23: Arabischer Tanz /
Morgenstimmung / Peer Gynts Heimkehr (Stürmischer Abend an der Küste) / In der Halle des Bergkönigs / Solveijgs Wiegenlied
Peer Gynt ist eine notorisch lügende, an Übermaß der Phantasie und an Größenwahn leidende Person. Hemmungslos in allen Belangen raubt er seine frühere Geliebte Ingrid und flieht mit ihr in die Berge, wo er sich bald darauf mit wilden Sennerinnen vergnügt. Als er schließlich der tugendhaften Solveijg begegnet, ist es eine gegenseitige Zuneigung und Liebe, doch die Rastlosigkeit Peer Gynts führt dazu, dass er auch Solveijg verlässt. Sie wird ein Leben lang auf ihn warten, auch nachdem Peer Gynt in den Orient zieht, wo er als Handelsreisender nach Marokko kommt, dort als Prophet auftritt und von den arabischen Mädchen begrüßt wird (Arabischer Tanz). Mit der Verwendung verschiedenster Schlaginstrumente erzeugt Grieg hier eine orientalische Färbung; in der originalen Bühnenmusik singt ein Chor dazu: „Rührt Flöten und Trommeln, der Prophet ist gekommen!“ In der Wüste erlebt Peer Gynt einen Sonnenaufgang (Morgenstimmung), und erst nach mehreren Jahrzehnten der Irrwege und Niederlagen kehrt er als Greis in seine Heimat zurück und erleidet bei seiner Heimfahrt Schiffbruch (Peer Gynts Heimkehr). In der norwegischen Heimat – wo er einst in das Reich des Bergkönigs geraten war und dessen Tochter verspottet hatte, sodass ihn darauf das wütende Bergvolk töten wollte (In der Halle des Bergkönigs) - hat seine Jugendliebe Solvejg (=„Sonnenweg“) tatsächlich bis zuletzt auf ihn gewartet, und in ihren Armen stirbt Peer Gynt, geläutert von den vielen Verfehlungen seines Lebens. Solvejg singt dabei ein letztes Lied (Solvejgs Wiegenlied), in dem sie den heimgekehrten Peer Gynt wie eine Mutter tröstet und in den Schlaf geleitet.
Eva-Maria Marschall
Die aus Neustadtl/Donau stammende Sopranistin schloss 2007 ihr Diplom als Musical- und Operettendarstellerin in Wien ab. Bereits im zweiten Studienjahr spielte sie beim Musicalsommer Amstetten in einer Produktion von „Jesus Christ Superstar“; es folgten Auftritte in „Unsere kleine Stadt“, „Comedy Tonight“ und „Dead End“ (Theater Drachengasse Wien). Nach dem Studienabschluss folgte ein internationales Engagement im National Theatre Varazdin (Kroatien) wo sie in „Bozicna Prica“ die Maria sang – ein erstes Engagement im Opernfach. Weitere Verpflichtungen als Erste Dame in „Die Zauberflöte“, Sandmännchen in “Hänsel und Gretel”, Amor in “Venus und Adonis”, Despina in “Cosi fan tutte”, sowie im Musicalfach als Sheila in „Hair“, Magenta in „The Rocky Horror Show“, u. a. folgten.
2013 beendete die vielseitige Sängerin die Studiengänge Gesangspädagogik und Konzertfach Gesang bei Katerina Beranova an der Anton Bruckner Privatuniversität Linz mit Auszeichnung. In der Saison 2013/14 war Eva-Maria Marschall u. a. als Sopran-Solistin beim Passauer Universitätsorchester für Bruckners F-Moll- Messe engagiert, sang zahlreiche Konzertabende im In- und Ausland und sicherte sich die Rolle der Despina in einer Opernproduktion von “Cosi fan tutte”.
Im Sommer und Herbst 2014 war sie in dem Musical “Oliver!” in einer Dreifach-Rolle zu sehen. In Bad Hall interpretierte sie im Mai 2015 die Gräfin aus Mozarts “Le nozze di Figaro” und begab sich im Sommer 2015 erneut auf die Musicalbühne mit der Rolle der Carlotta in Andrew Lloyd Webbers “Das Phantom der Oper”. 2016 stand sie als Mrs. Pearce in “My fair Lady” auf der Bühne. 2017 sang sie u. a. drei Uraufführungen lebender Komponisten - die Sopranpartie in Michael Hazods “Y Despues?” beim Brucknerfest Linz, die Maria in Wolfgang Mayers “Weihnachtshistorie” und die Karoline in Tristan Schulzes “Die Leinenhändlersaga”.
Eva-Maria Marschall schloss 2016 das Masterstudium Gesang im Musiktheaterstudio an der Anton Bruckner Privatuniversität mit Auszeichnung ab. Sie ist neben ihrer vielseitigen und regen Bühnentätigkeit sowie als Konzertsängerin auch als Gesangspädagogin im Landesmusikschulwerk Oberösterreich (in Bad Hall, Lembach und Hartkirchen) tätig.