Amstettner Symphonieorchester


Programmeinführung Frühlingskonzert 2013


Das Programm der heurigen Frühlingskonzerte ist eine bunte Mischung aus Werken österreichischer (oder zumindest in Österreich wirkender) Komponisten der Klassik und der Romantik, dessen Zusammenstellung vor allem durch der Einladung der italienischen Stadt Pergine (eine Partnerstadt Amstettens) an das Amstettner Symphonieorchester, im September ein Konzert zur Eröffnung des dortigen Theaters zu spielen, beeinflusst ist. Das heute zu hörende Programm wird auch in Pergine gespielt und ist somit eine Blumenstrauß an österreichischer Musikkultur, ergänzt durch ein Werk des Jahresregenten Giuseppe Verdi (200. Geburtstag), das auch als Gruß an die italienischen Gastgeber zu verstehen ist.

In diesem Zusammenhang ist auch das Eröffnungsstück – Beethovens selten gespielte Ouvertüre „Die Weihe des Hauses“ – bewusst gewählt. Sie ist die letzte seiner Ouvertüren und entstand 1822 zur Einweihung des Josefstädter Theaters. Gespielt wurde eine geänderte Fassung von Kotzebues Festspiel „Die Ruinen von Athen“, wobei Beethoven seine mehr als ein Jahrzehnt zuvor komponierte Schauspielmusikfassung im Wesentlichen unverändert übernahm, die Ouvertüre aber völlig neu konzipierte und diese unter dem neuen Namen „Die Weihe des Hauses“ veröffentlichte. Formal folgt das Werk mit einer langsamen Einleitung und einem raschen, fugierten Hauptteil bewusst einem bei Händel – dessen Werke Beethoven intensiv studiert hatte und für den er große Bewunderung hegte – häufig anzutreffenden Ouvertürentyp. Die – begeistert aufgenommene – Uraufführung dirigierte der Komponist am 3. 10. 1822 selbst.

Der im Alter von 14 Jahren nach Wien gezogene Franz Anton Hoffmeister studierte zunächst Jura, wurde aber dann einer der ersten namhaften Musikverleger in Wien und Leipzig (er verlegte Werke u. a. von Bach, Haydn, Beethoven, Dittersdorf und Mozart; mit letzterem war er auch befreundet), ehe er sich auch davon zurückzog, um sich ganz dem Komponieren zu widmen. Als Komponist war er von seinen Zeitgenossen sehr geschätzt; die Gesamtanzahl seiner Werke ist fast unüberschaubar.

Sein Bratschenkonzert in D-Dur gehört zu den bekanntesten Violakonzerten der Klassik. Hoffmeister hat es allerdings selbst nie verlegt. Das Werk liegt nur in einer durch verschiedene Kopisten angefertigten Abschrift in der Sächsischen Staatsbibliothek in Dresden vor, die viele Fragen aufwirft. Einer sehr ausdrucksstarken und phantasievollen Solostimme steht hier nämlich ein sehr schwacher, unbeholfener Orchesterpart gegenüber, sodass angenommen wird, dass Hoffmeister die Orchestration entweder sehr schnell und fast nur skizzenhaft ausgeführt oder diese Arbeit überhaupt einem Schüler überlassen hat. Dementsprechend gab es auch immer wieder den Wunsch nach einem ebenbürtigeren und klanglich reichhaltigeren Orchesterbegleitpart, was zu mehreren Bearbeitungen führte. Die heute gespielte Fassung stammt von Franz Beyer aus dem Jahre 2000.

Die kurze und fröhliche Sinfonie Nr. 35 von Wolfgang Amadeus Mozart entstand im Sommer 1782 in Wien, kurz vor seiner Hochzeit mit Konstanze Weber. Aus Anlass der Verleihung eines Adelstitels an den Sohn des Salzburger Bürgermeisters Sigmund Haffner gab eine unbekannte Person (möglicherweise er selbst; Mozart hatte sechs Jahre zuvor zur Hochzeit der Bürgermeistertochter die bekannte „Haffner-Serenade“ komponiert) bei Mozarts Vater Leopold eine Serenade in Auftrag. Da Mozart mit zahlreichen anderen Arbeiten beschäftigt war, schrieb er eine sechssätzige „Sinfonie“ (die Gattungsbegriffe Sinfonie und Serenade waren zu jener Zeit offenbar noch nicht klar getrennt und festgelegt) in großer Eile (und ohne allzu große Begeisterung) und schickte sie stückweise nach Salzburg. Im darauffolgenden Frühjahr bat Mozart seinen Vater, ihm das Werk zurückzuschicken, um es in Wien aufführen zu können. Für diesen Anlass komponierte er im 1. und 4. Satz Flöten- und Klarinettenstimmen dazu, wodurch das Werk zu einer seiner am größten besetzten Sinfonien wurde. Formal strich er ein Menuett und einen Marsch und verlieh der Komposition so seine endgültige Gestalt, in der die Sinfonie am 23. 3. 1783 im – ausverkauften – Wiener Burgtheater uraufgeführt wurde.

Der Name Johann Strauß Sohn ist stets mit dem Titel „Walzerkönig“ verknüpft und stellt ein Synonym für qualitativ höchststehende „Unterhaltungsmusik“ dar. Sein Vater, der - gemeinsam mit Joseph Lanner – den Siegeszug des „Wiener Walzers“ in die Wege geleitet hatte (und den man trotz seiner unzähligen Walzerkompositionen fast nur mit dem „Radetzky-Marsch“ in Verbindung bringt), war eifersüchtig bemüht, seinen Sohn von der Musikerlaufbahn abzuhalten (um in ihm keinen Konkurrenten zu haben) und sah für ihn eine Beamtentätigkeit vor. Seine Mutter jedoch – die sich so auch für die eheliche Untreue von Johann Strauß Vater revanchieren wollte – ermöglichte ihm eine Musikausbildung.

Nachdem der Vater mit der Familie gebrochen hatte, musste Johann Strauß Sohn – als Ältester – für die Ernährung der Familie sorgen und begann, Konzerte zu geben, die sehr bald große Erfolge wurden, sodass sich bald Tourneen durch ganz Europa und Nordamerika anschlossen. Nach dem frühen Tod des Vaters übernahm er 1849 auch dessen Orchester.

Bis 1864 komponierte er nur Tanzmusik; nach einer Begegnung mit Jacques Offenbach begann seine Schaffensphase als Operettenkomponist. Melodien aus Operetten wurden immer wieder als Grundlage für rein instrumentale Konzertwalzer genommen, deren Aufbau immer ein immer gleiches Schema zugrunde liegt: Auf eine Einleitung (Introduktion) – die auch geradtaktig sein kann – folgt der Hauptteil, die Walzerkette, die meist aus 4-6 einzelnen Walzern besteht, ehe eine Coda die meist zwischen 7 und 13 Minuten dauernden Werke zum Abschluss bringt.

Strauß starb hochgeachtet und reich, war aber – trotz seiner drei Ehen – kinderlos geblieben.

Die beiden heute aufgeführten Konzertwalzer stammen beide aus Operetten von Johann Strauß und haben darüber hinaus auch noch einen Bezug zu Italien. Der „Lagunenwalzer“ stammt aus der Operette „Eine Nacht in Venedig“ (die Strauß nicht am Theater an der Wien uraufführen lassen wollte, nachdem seine zweite Frau ein Verhältnis mit dem dortigen Theaterdirektor begonnen hatte, und die in Berlin zum ersten Mal gespielt wurde), während die Melodien des Walzers „Rosen aus dem Süden“ der drei Jahre früher entstandenen Operette „Das Spitzentuch der Königin“ entstammen. Der Walzer wurde schließlich dem italienischen König Humbert I. (1844-1900) gewidmet und die Titelseite der Klavierausgabe mit an Italien erinnernden Motiven (Königskrone, Vesuv, Meer mit Segelboot, und dgl.) geschmückt.

Der Name „Tritsch-Trasch“-Polka – dem Typus der „Polka schnell“ zugehörig – hat seinen Ursprung in einer - 1833 uraufgeführten – gleichnamigen Posse von Johann Nestroy, aus der das Titelblatt der Wiener „Humoristsich-satyrischen Wochenschrift“ seine Motive bezog. Unter anderem wurde hier 1858 auch ein Portrait von Johann Strauß Sohn gebracht, in dem man der Befürchtung Ausdruck verlieh, dass seine damalige lange Konzerttätigkeit in Russland die Interessen des tanzbegeisterten Wiener Publikums vernachlässigen könnte. Strauß revanchierte sich noch im selben Jahre mit der Komposition einer den Tratsch nachahmenden Schnell-Polka und brachte sie am 24. 11. 1858 im Gasthaus „Zum großen Zeisig“ zur Uraufführung.

Als dem aus Siófok am Plattensee stammenden Emmerich (Imre) Kálmán – mit Franz Lehar und Robert Stolz der wichtigste Operettenkomponist der Generation nach Johann Strauß – mit seiner „Csardasfürstin“ ein Welterfolg gelang, war Europa bereits in die Wirren des 1. Weltkrieges verwickelt. Als er neun Jahre später „Gräfin Maritza“, aus der das bekannte Stück „Komm mit nach Varasdin“ stammt, schrieb, war dies einer der letzten Glanzpunkte der Operettengeschichte. Die Gattung hatte in dieser „Silbernen Ära“ der Zwischenkriegszeit ihre Blütezeit längst hinter sich gelassen und erstarrte zusehends in – teils kitschigen – Handlungs- und Personenklischees, ehe sie aus der Musikwelt ganz verschwand bzw. – im angloamerikanischen Raum – vom Musical abgelöst wurde.

Giuseppe Verdi ist ebenso wie – der im selben Jahr geborene – Richard Wagner fast ausschließlich durch sein Opernschaffen bekannt geworden; bei Verdi sind es über 30 Werke. Seine Bühnenwerke sind geprägt durch die hohe melodische Qualität der Gesangskantilenen, denen die Orchesterbegleitung immer untergeordnet ist – ein wesentlicher Unterschied zu den Opern Wagners.

Die Oper „Il trovatore“ („Der Troubadour“) stammt aus Verdis mittlerer Schaffensphase. Sie spielt in Aragonien am Beginn des 15. Jahrhunderts und erzählt die Geschichte des Jünglings Manrico, der einst geraubt wurde, später Offizier wird und der Hofdame, Prinzessin Leonore, mit dem Singen seiner Liebeslieder (daher der Titel der Oper) erfolgreich den Hof macht. Die Geschichte geht letztendlich tragisch aus; fast alle Protagonisten der Oper kommen im Laufe der Handlung – gewaltsam – ums Leben.

Die heute gespielte instrumentale Suite greift zum Großteil Melodien aus dem 2. Akt der Oper auf und beginnt mit einer Szene, wo die Zigeuner, von denen eine Frau Manrico aus Rache einst geraubt (und die dann statt Manrico irrtümlich ihren eigenen Sohn verbrannt) hatte, von einer Schlacht heimkommen.

Ludwig van Beethoven     Franz Anton Hoffmeister     Wolfgang Amadeus Mozart

von links nach rechts: Ludwig van Beethoven, Franz Anton Hoffmeister, Wolfgang Amadeus Mozart

Johann Strauß Sohn     Giuseppe Verdi     Emmerich (Imre) Kalman

von links nach rechts: Johann Strauß Sohn, Giuseppe Verdi, Emmerich (Imre) Kalman

Stefanie Kropfreiter

Stefanie Kropfreiter

Stefanie Kropfreiter wurde im Dezember 1989 in Amstetten geboren. Derzeit studiert sie Konzertfach Viola an der Konservatorium Wien Privatuniversität bei Gertrud Weinmeister und Instrumentalpädagogik Viola mit zweitem Instrument Klavier an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien bei Ilse Wincor. Das Bachelorstudium der Theater-, Film- und Medienwissenschaften schloss sie 2012 an der Universität Wien ab.

Ihren ersten Violinunterricht erhielt sie im Alter von sechs Jahren bei Markus Baumann an der Musikschule Amstetten, 2005 bis 2008 folgte Violaunterricht bei Katharina Sebestyen und Irene Froschauer. Von 2007 bis 2011 war sie Stimmführerin der Violagruppe des Jugendsinfonieorchesters Niederösterreichs, u. a. unter der Leitung von Ernst Kovacic. Seit 2003 ist die Musikerin Mitglied des Amstettner Symphonieorchesters (seit 2009 Stimmführerin der Bratschengruppe). Weiters ist sie Stimmführerin im Ensemble Saitenstreiche und im Orchester des BG/BRG Amstetten. Die Bratschistin musiziert in verschiedenen Kammermusikformationen und spielt diverse Projekte, u. a. mit der Camerata Vienna (Saulius Sondeckis, Gernot Winischhofer), dem Johann Strauß Ensemble (Martin Sieghart), dem Altomonte-Orchester St. Florian (Matthias Giesen), dem Collegium Ennsegg (Gerald Wirth, Elisabeth Fuchs), den Phil-Harmonices Mundi (Josef Sabaini), im Wiener Konzerthaus (Marino Formenti) und im Linzer Landestheater. Orchester-Tourneen führten sie nach Spanien und Frankreich. Weiters ist Stefanie Kropfreiter Mitglied der 2007 gegründeten Mostviertler-Mundart-Band „wosisig“ (Auftritte u.a. am Donauinselfest und im Rahmen von Radio FM4, Finalisten mehrerer Wettbewerbe). Das neue Album dieser Formation wird vom Österreichischen Musikfonds gefördert und erscheint.



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